Der Buchtipp für den September 2024
Elif Shafak: Am Himmel die Flüsse…..ist ein Roman in 3 Erzählsträngen. Alle 3 Protagonisten, eine Hydrologin im London des Jahres 2018, eine junge Jesidin 2014 und ein, aus kleinsten Verhältnissen stammender Assyriologe des 19. Jahrhunderts, verbindet die Liebe zum Wasser. Es sind dies die beiden Flüsse Themse und Tigris. Der junge Arthur Smyth verfügt über ein phänomenales Gedächtnis Dieses verhilft ihm, Mitte des 19. Jahrhunderts, zu einer Anstellung im British Museum. Dort sortiert er alte mesopotamische Tontafeln und entziffert gleichzeitig die darauf befindliche Keilschrift. Auf einer Reise ins Zweistromland lernt er Leila, die Ururgroßmutter der 9jährigen Narin kennen. Narin ist Jesidin und erlebt 2014 den Überfall des IS auf ihr Heimatland. Die Hydrologin Zaleekhah lebt 2018 auf einem Hausboot auf der Themse. Auch sie hat familiäre Verbindungen in den heutigen Irak und –durch den Unfalltod ihrer Eltern - zum Tigris. Elif Shafak verknüpft die Geschichte dieser drei Menschen in einem Buch, voller übersprudelnder Erzähllust, führt sie die Leserin/den Leser gleichzeitig durch die Geschichte Mesopotamiens bis ins gegenwärtige London.
Elif Shafak Am Himmel die Flüsse Hanser € 28,00
Der Buchtipp für den Urlaubsmonat August
Martina Bogdahn, Mühlensommer: eigentlich will Maria mit ihren Töchtern Mira und Charlotte zu einem Wochenendaufenthalt in die Berge. Ein Anruf ihrer Mutter aber verändert alles. Bei einem Unfall im Wald wurde der Vater schwer verletzt und liegt im Krankenhaus. Deshalb soll Maria schnellstmöglich nach Hause, zur alten Birkenmühle kommen. Dort in der alten Mühle erwartet sie nicht nur die demente, apfelschälende Großmutter, sondern auch jede Menge Erinnerungen an ihre Jugendzeit stürmen auf sie ein. Aufgewachsen ist sie zwischen Schweinestall und Kirchenbank, Schule und Hopfengarten und mit dem unternehmungslustigen Bruder Thomas auf dem Einödhof in Mittelfranken. Für den Leser/die Leserin ist es ein Eintauchen in die Welt vor 35 Jahren. Martina Bogdahn erzählt liebevoll von diesem Leben auf dem Land und der Sehnsucht nach der Stadt. Sie erzählt auch davon, dass man nie weiß, wohin es jemanden im Leben verschlägt, aber man immer weiß, woher man kommt. Ein passendes Urlaubsbuch für zuhause oder unterwegs.
Martina Bogdahn Mühlensommer Kiepenheuer & Witsch € 23,00
Der Buchtipp für den Juli
Ein interessantes Sachbuch gibt es im Juli zu lesen:
Jennifer Lesieur: Rose Valland und die Liebe zur Kunst – ist ein Sachbuch mit einem besonderen Thema. Es geht um die Raubkunst durch das Deutsche Reich in den Jahren 1940 – 1944 in Frankreich. Rose Valland, eine unscheinbare Frau Anfang 40, arbeitet in Paris im Museum Jeu de Paume. Während der nationalsozialistischen Plünderungen beginnt sie – ausgestattet mit einem fotografischen Gedächtnis – die gestohlenen Kunstwerke in einem Geheimarchiv festzuhalten. Viele der Bilder, Möbel, Teppiche und Silberwaren stammen aus französischen Museen, noch mehr aber aus überwiegend jüdischem Privatbesitz in Frankreich. Bevor die Kunstgegenstände nach Deutschland transportiert werden, lässt Hermann Göring die schönsten Stücke für seine Privatsammlung beiseiteschaffen. Ab dem Frühjahr 1945 beginnt Rose Vallend, dank ihres Archivs, nach den Lagerstätten der Bilder, Teppiche etc. zu forschen, um sie den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben. 60 000 Kulturgüter finden so ihre Besitzer wieder. Obwohl mit vielen Auszeichnungen dekoriert, ist Rose Valland der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt geblieben.
Jennifer Lesieur Rose Valland und die Liebe zur Kunst Elisabeth Sandmann Verlag 25,00 €
Auch die Unterhaltung kommt nicht zu kurz:
Monika Peetz: Flaschenpost aus der Vergangenheit – Im 3. Band der Sommerschwestern spielt eine, am Strand gefundene Flaschenpost die Hauptrolle. Mit ihrer Hilfe gelingt es den vier Schwestern, endlich hinter das Geheimnis um den Tod des Vaters zu kommen. Wie seit Jahren, versucht sich auch dieses Mal die Mutter ihr Leben schön zu reden und alte Konflikte kochen neu auf. Wird die Familie noch einmal zueinanderfinden?
Monika Peetz Flaschenpost aus der Vergangenheit Kiepenheuer & Witsch 17,00 €
Der Buchtipp für den Juni
Christoph Wortberg, Gussie: Wer kennt schon Gussie Zinsser, die 2. Ehefrau von Konrad Adenauer, mit der er seit 1919 verheiratet war? In einer romanhaft geschriebenen Biografie, erzählt der Autor vom Leben der jungen, protestantisch und liberal erzogenen Auguste Zinsser, die einen fast doppelt so alten Witwer mit 3 Kindern heiratet. Sie konvertiert zum katholischen Glauben und wird Mutter von 5 weiteren Kindern. Bis 1933 lebt sie, an der Seite des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, ein politisch interessantes Leben. Als ihr Mann sämtliche Ämter verliert, beginnt auch für sie eine Zeit der Angst um die Zukunft der Familie. Auf ihrem Sterbebett , im Frühjahr 1948, lässt Gussie Adenauer ihr außergewöhnliches Schicksal noch einmal an sich vorüberziehen.
Christoph Wortberg Gussie DTV 24,00 €
Der Buchtipp für den Mai 2024
Die Feiertage im Frühling laden ein zum Schmökern im Liegestuhl.
Trude Teige,“ Und Großvater atmete mit den Wellen“ gehört eindeutig zur Gattung der Schmökerliteratur.
Nach dem Schicksal der Großmutter Tekla im Buch „Als Großmutter im Regen tanzte“, beschreibt die Autorin nun den Lebensweg von Konrad, dem Großvaters von Enkelin Juni Bjerke. Im Pazifik wird 1943 ein norwegisches Handelsschiff von einem japanischen U-Boot angegriffen und versenkt. An Bord waren Konrad und sein Bruder Sverre. Beide Brüder überleben den Untergang und Sverre kommt in ein japanisches Arbeitslager auf die Insel Java. Auch Konrad schafft es nach Java und lernt dort, in einem Krankenhaus, die norwegische Krankenschwester Sigrid kennen. Beide verlieben sich ineinander. Im Laufe des Krieges geraten beide in japanische Gefangenschaft. Unter schlimmsten Bedingungen überleben beide, getrennt voneinander, die Grausamkeiten in den Lagern der Japaner. Im August 1945 treffen beide wieder aufeinander und planen die gemeinsame Zukunft in ihrer Heimat Norwegen. Das Buch ist zwar ein Roman, doch vieles hat die Autorin aus Zeitzeugenberichten und Tagebüchern übernommen. Trude Teige hat hier ein mitreißendes und beeindruckendes Buch geschrieben.
Trude Teige Und Großvater atmete mit den Wellen Fischer € 24,00
Das zweite Buch “Was der Morgen bringt“ von Eva Ibbotson, ist unter dem Titel „Die Morgengabe“ bereits 1999 erschienen, und es geht dabei nicht allein um die große Liebe. Denn die junge Österreicherin Ruth heiratet den Engländer Quinton nur, um ihr Leben zu retten. Als 1938 Hitlers Truppen in Wien einmarschieren, kann die Familie gerade noch rechtzeitig nach England entkommen. Nur Ruth bleibt, wegen eines Formfehlers in Wien zurück. Um nach England einzureisen, muss sie eine Scheinehe mit Quinton Somerville eingehen. Er ist ein alter Freund ihres Vaters und hat nun in London ein wachsames Auge auf seine „Frau“ Ruth. Diese wartet derweil sehnsüchtig auf ihre große Liebe, den jungen, ungarischen Pianisten Heini. Mit allen Mitteln versucht Ruth, die Scheinehe rückgängig zu machen. Als der 2. Weltkrieg ausbricht, werden alle Pläne von Ruth über den Haufen geworfen. Charmant und witzig erzählt die Autorin von Ruths Schicksal und ihrem Überleben in England.
Eva Ibbotson Was der Morgen bringt Kampa € 24,00